Adoptionen als Alternative zu Abtreibungen fördern
Wortmeldungen der politischen Vertreter im Südtiroler Landtag von "unsensibel" bis "erbärmlich"
Ein Abgeordneter der Südtiroler Freiheit brachte in der vergangenen Woche einen Antrag im Landtag ein, wonach Adoption als Alternative zur Abtreibung verstärkt in den Fokus gestellt werden soll. Der Antrag sieht vor, „durch Sensibilisierungskampagnen Anreize zu schaffen, um Adoptionen zu erleichtern und als echte Option sichtbar zu machen. Auch die entsprechenden finanziellen Mittel sollen hierfür zur Verfügung gestellt werden.“ Wie Ersteinbringer Bernhard Zimmerhofer betonte, „geht es nicht um Verbote, sondern um Information und Wahlfreiheit“.
Die Reaktion der anwesenden Abgeordneten auf den Antrag quer durch sämtliche Fraktionen löst Fassungslosigkeit und Kopfschütteln aus: die Frauen würden zu Gebärmaschinen degradiert, es entstehe das Bild von Leihmutterschaft, die Verbindung von Abtreibung und Adoption sei unsensibel. Man verwies auf das Frauenrecht, selbst über den eigenen Körper zu entscheiden, kritisierte Bevormundung und würde den Antrag als empathielos – ja sogar als „erbärmlich“ empfinden. Natürlich wurde auch der Totschlagslogan im Lebensschutz schlechthin vorgebracht: es wurde eine Linie zur internationalen „Rechten“ gezogen.
Es gab auch eine verschwindend kleine Anzahl von Befürwortern. Der Antrag wurde schließlich auf Wunsch des Einbringers hin vertagt – mit dem Ziel, ihn neu zu formulieren.
Auffallend ist, dass die Wortmeldungen teils auf falschen Annahmen beruhten, zum Beispiel der Behauptung, dass viele Frauen für Abtreibungen ins Ausland gehen müssten, weil in Südtirol die meisten Ärzte „Gewissensverweigerer“ sind. Tatsächlich werden in den Krankenhäusern von Bozen und Meran Abtreibungen von dortigen Ärzten durchgeführt und man bekommt problemlos zeitnah einen Termin für einen Abbruch.
Gerade bei so sensiblen Themen wie Abtreibung und Adoption sollte die politische Debatte von Sachlichkeit, Respekt und Offenheit geprägt sein. Es geht nicht darum, Frauen Entscheidungen aufzuzwingen, sondern ihnen in schwierigen Lebenssituationen umfassende Informationen und echte Alternativen anzubieten. Adoption kann – für manche Frauen – ein gangbarer Weg sein, verdient aber gesellschaftlich wie politisch mehr Sichtbarkeit und Unterstützung. Wer allein schon den Versuch, dieses Thema differenziert zur Sprache zu bringen, pauschal mit ideologischen Schlagworten abwehrt, verhindert eine ausgewogene Auseinandersetzung und nimmt betroffenen Frauen letztlich auch die Entscheidungsfreiheit, die man vorgibt zu verteidigen.